SARI30 – (teil)autonome Güterwagen auf der Schiene

SARI30 – Selfpropelled Autonomous Railcar Integration by 2030 ist eine zukunftsweisende Initiative der Rail Cargo Group zur Bewältigung zentraler Herausforderungen im Kurzstreckenschienenverkehr, insbesondere im First-/Last-Mile-Bereich sowie im Einzelwagenverkehr.

Ziel der Initiative ist die Entwicklung und Zulassung von (teil-)autonom fahrenden Güterwagen, die selbstständig Kurzstrecken befahren und Verschubbewegungen durchführen können. Das erste Projekt innerhalb von SARI30 trägt den Arbeitstitel „Lumberjack“. Dabei handelt es sich um einen konkreten Anwendungsfall bei einem Kunden im Süden Österreichs. Dieser verfügt über zwei Standorte mit Anschlussgleisen, die 17km voneinander entfernt liegen und über ein öffentliches Sekundärnetz verbunden sind. Durch den Einsatz (teil-)autonom fahrender Güterwagen können in diesem Fall bis zu 4.000 LKW-Fahrten von der Straße auf die Schiene verlagert werden – und das zu einem attraktiven Preis, der mit dem der Straße mithalten kann.

ProjektpartnerFür die Umsetzung von „Lumberjack“ arbeiten wir mit verschiedenen Projektpartnern zusammen – sowohl auf Kundenseite als auch im Rahmen einer Förderung.
 
Projektpartner, die als Kunde & Technologieanbieter auftreten:
Unser Kunde ist zugleich Projektpartner, da er die Initiative ergriffen hat und bereit ist, die ersten Demonstrator-Wagen bei sich einzusetzen. Ein weiterer Projektpartner ist der Anbieter der Komponenten und des Systems, mit denen zwei bestehende Güterwagen der Rail Cargo Group so ausgerüstet werden, dass sie (teil-) autonom fahren können.
 
Projektpartner im Rahmen einer erhaltenen Förderung:
Eine Phase des Projekts „Lumberjack“ wurde im Zuge der FFG-Ausschreibung rail4climate eingereicht und zur Förderung angenommen. Für die geförderte Phase ergeben sich folgende Projektpartner:
– FH St. Pölten
– FH Oberösterreich
– ECONSULT
– SSC Railtec
Um das Projekt „Lumberjack“ erfolgreich umzusetzen, sind außerdem die ÖBB Technische Services, ÖBB INFRA sowie das Austrian Institute of Technology (AIT) eng eingebunden.
Projektlaufzeit07/2024 bis 12/2026
FinanzierungNeben Eigenmitteln der Rail Cargo Austria, wurde eine Phase des Projekts „Lumberjack“ mit der Rail4Climate-Förderung dotiert. Für die darauffolgende Phase ist eine weitere Einreichung geplant.
AnsprechpartnerSebastian Sperker
Head of Service Design
Rail Cargo Group
Am Hauptbahnhof 2, 1100 Wien
Sebastian.sperker@railcargo.com

1. Ausgangssituation, Problemstellung, Zielsetzung

Der Einzelwagenverkehr ist mit einem Anteil von 30% an den Verkehrsleistungen der Rail Cargo Group ein wichtiger Geschäftszweig, der unter anderem für österreichische KMUs und das Erreichen der Modal-Split-Ziele von großer Bedeutung ist. Zugleich ist ein wirtschaftlicher und zukunftsfähiger Betrieb des EWV in seiner aktuellen Form nicht möglich. Das zeigt auch der Blick auf unsere Nachbarländer. Italien hat den EWV bereits abgeschafft, in Deutschland wird aktuell intensiv darüber nachgedacht. Die Gründe dafür sind bekannt: Der EWV ist arbeitsintensiv, das notwendige Personal gerade in der Fläche nur schwer zu finden. Darüber hinaus ist der Verschub in der ersten und letzten Meile zeitintensiv und viele Dieselloks erreichen bald das Ende ihrer Laufzeit. Aus diesen und anderen Gründen braucht es neue Ideen, die den EWV in eine nachhaltige Zukunft führen – gerade in Zeiten, in denen der E-LKW zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das Ziel von SARI30 ist es, dem wachsenden Fachkräftemangel – insbesondere bei Triebfahrzeugführer:innen und Verschubmitarbeiter:innen – wirksam entgegenzuwirken, die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs langfristig zu sichern und neue, zukunftsweisende Geschäftsfelder für die Rail Cargo Group zu erschließen.

2. Projektbeschreibung

SARI30 steht für „Self-propelled Autonomous Railcar Integration by 2030“. Bei der RCG-Forschungs- und Entwicklungsinitiative handelt es sich um einen hochautomatisiert fahrenden Güterwagen für die erste und letzte Meile, der den heute teuren und ineffizienten Einzelwagenverkehr in eine wirtschaftlich nachhaltige Zukunft führen soll. SARI30-Güterwagen sind batteriebetrieben und sollen den Vor- und Nachlauf künftig ohne Triebfahrzeugführer:in und Verschubpersonal bewältigen. Darüber hinaus soll SARI30 eine nahtlose Integration in den Hauptlauf ermöglichen und durch den Verzicht auf mit Diesel angetriebene Verschubloks auch die Energiebilanz unserer Gütertransporte verbessern.

Obwohl die erforderlichen Technologien bereits vorhanden sind, fehlt derzeit der regulatorische Rahmen sowie eine entsprechende Zulassungsgrundlage, um diese innovativen Fahrzeuge im operativen Betrieb einzusetzen. SARI30 setzt genau hier an und schafft die Voraussetzungen für neue, wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle im Schienengüterverkehr der Zukunft.

Das erste Projekt der Initiative ist „Lumberjack“. In Zusammenarbeit mit einem Kunden in Kärnten wird der Betrieb eines selbstfahrenden Güterwagens für den Holztransport geprüft. Das Einsatzszenario sieht dabei den Transport zwischen zwei 17 Kilometer voneinander getrennten Kundenstandorten vor, die jeweils über ein Anschlussgleis verfügen. Mit SARI30 möchten wir beweisen, dass die Schiene mit dem LKW mithalten – und ihn im besten Fall auch schlagen kann. Unser Ziel ist es, 60.000 Tonnen Holz, die mit 4.000 LKW-Fahrten pro Jahr bewerkstelligt werden, komplett auf die Schiene zu verlagern. Wenn wir dieses Projekt mit den bestehenden Mitteln des klassischen Verschubs angehen würden, übersteigen unsere Kosten die des LKW um das Vierfache. Mit SARI30 hingegen können wir zum Preis des LKW anbieten.

3. Wirkung und Beitrag zu Logistik2030+

SARI30 und das Projekt „Lumberjack” leisten auf mehreren Ebenen einen nachhaltigen und zukunftsweisenden Beitrag zur Weiterentwicklung des Einzelwagenverkehrs (EWV) und zur Stärkung des Schienengüterverkehrs in Österreich und Europa:

Reaktivierung ungenutzter Infrastruktur: Brachliegende Anschlussgleise und Streckenabschnitte werden wieder nutzbar gemacht – eine Aufwertung bestehender Ressourcen.

Erhöhung Attraktivität der Schiene & Wettbewerbsfähigkeit im Transportsektor

Erschließung neuer Märkte & Geschäftsmodelle: Das Projekt eröffnet neue Anwendungsfelder, erhöht die Attraktivität der Schiene und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit im Transportsektor.

Erhaltung des Einzelwagenverkehrs für die österreichische Wirtschaft

Da sich in der Region Niederösterreich-Wien österreichweit die meisten Abschlussbahnen und Verladestellen finden, werden bereits in der ersten Projektphase mögliche künftige Anwendungs- und Einsatzfälle in dieser Region evaluiert.

Abfederung des Fachkräftemangels: Dem zunehmenden Personalmangel im Verschubbereich wird entgegengesteuert.

Reduktion des Förderbedarfs: Durch effizientere Prozesse und autonome Technologien kann die langfristige Abhängigkeit des EWV von Förderungen schrittweise reduziert werden.

Zukunftsfähige Entwicklung: Es werden proaktiv Rahmenbedingungen für den sicheren Einsatz autonom fahrender Güterwagen auf Nebenstrecken geschaffen.

Stärkung des Modal Splits: Das Projekt trägt aktiv zur Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene bei – ein zentraler Beitrag zur Erreichung verkehrs- und klimapolitischer Ziele.

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